Kaputt, kaputter, am Ende


Ich weiß ja nicht wie es euch geht, aber ich bin gerade abgekämpft und auf allen Vieren über die Ziellinie gekrochen. Hängende Zunge, versengte Haare, zerfetzte Kleider. Das Bild ist drastisch, die Ziellinie der Schulbeginn.
Die pflichterfüllte Mutter, die sich der Sache verschrieben hat. Die Sache? Die Familie gesund und mit möglichst geringen psychischen Schäden durch die harte Phase der Pandemie zu bekommen.

Es kam der Punkt an dem ich beschloß; lieber haben die Eltern einen Bandscheibenvorfall, als die Kids ein Rezept mit Antidepressiva in der Hand. Und jetzt ist es eben soweit. Ich habe zwar keinen Bandscheibenvorfall aber mein Energielevel ist als höchst kritisch zu bezeichnen. Und das seit Wochen.
Einzig die Vorstellung mein Heim mit Schulbeginn zumindest stundenweise für mich zu haben, hat mich weiterkriechen lassen. Ächz.

So.
Ich will hier aber gleich klarstellen, dass ich nicht jammere. Ich wollte das so. Ich wollte mich zwischen die Kids und die Bedrohung stellen. Ich habe gekämpft. Einen eigenartigen, ungewöhnlichen Kampf, so einen, den nur Eltern (fairerweise meist Mütter) führen.
Und jetzt hab ich die Rechnung vor mir liegen. So ist das halt. Aktion. Reaktion. Life.

Und um ehrlich zu sein, hätte es schlimmer kommen können. Ich brauche Ruhe, keinen Krankenhausaufenthalt. Mein Körper sendet zwar Alarmsignale, aber noch steht er zu mir. Deswegen nehme ich mir Ruhe soweit jetzt eben endlich möglich. Mein Mann ist dabei tatsächlich äußerst hilfreich. Das mag sarkastisch klingen, aber es ist nicht immer leicht einem so an Kraft und Energie gewohnten Menschen wie mir unter die Arme zu greifen.  Das ist allerdings ein anderes Thema.

Was ich sagen will ist folgendes. Wir sind, so glaube ich, alle ziemlich am Ende. Und wenn es euch so oder ähnglich geht wie mir, dann ist das zwar extrem unangenehm, aber am Ende noch handhabbar. Ich bin alt genug um zu wissen, was ich jetzt machen muss. Sachen liegen lassen und mich um mich kümmern.

Ich für meinen Teil habe diese Woche wie ich meine eher schräg verbracht. Ich habe jeden Tag meditiert und, wenn auch nur sehr kurz, Yoga gemacht. Ich habe gut gegessen und, und das ist schon ein wenig peinlich, mit überraschender Hingabe „Downton Abbey“ geschaut.
Eine gut gemachte Serie mit unglaublich belangloser SmallTalk-Handlung. Aber offensichtlich genau das, was ich zur Zeit brauche. Ich habe reichlich vorwärts gespult, wenn mir der Erzählstrang zu sehr Drama war. Ich habe mir die Rosinen rausgepickt quasi. Staffel für Staffel.

Lustigerweise hat mir das Dauerschauen ein Gefühl von Freiheit gegeben, weil ich auch mal über die Stränge geschlagen habe und lang in die Nacht hinein geschaut habe. Ich habe zwar dann ein wenig mehr Coffein gebraucht um den folgenden Tag durchzustehen, aber meine Seele hat die kleine Rebellion gut getan.
Wer hätte das gedacht. „Downton Abbey“ hilft mir. Hatte ich so nicht kommen sehen.

Jede auf ihre Art.
Ich hoffe, ihr passt auch auf euch auf!

Anmerkung:
Jede von uns hat viel zu schleppen und kämpft an mehreren Fronten. Dies ist kein Wettbewerb, wen es am härtesten getroffen hat und wer jetzt am Ende sein darf und wer nicht. Jede von uns lebt ihr Leben. Und zur Zeit hat es  – so glaube ich – niemand leicht. Ich schreibe hier heute sehr offen von mir, weil die eine oder andere unter euch, dann womöglich die Kraft findet sich einzugestehen, dass es ihr ähnlich geht und sie dann vielleicht auch ein wenig mehr auf sich achtet … oder mal Downton Abbey aufdreht …. 😉