Nun verhält es sich ja so, dass man als Mensch mehrdimensional lebt. Da bin ich Frau, da bin ich Mutter, da bin ich Mitarbeiterin und das ist auch alles schön und gut so. Null Problem. All die Rollen im Leben einer Frau. Kennen wir. Alltag.
Und dann ist da der Körper. Der macht da nämlich sein eigen Ding. Hitze macht ihn müde, kein Essen macht ihn emotional explosiv und Hormone sind sowas wie die Überraschungspackung obendrauf.
Auf jeden Fall sind die körperlichen Hochs und Tiefs etwas, das sich völlig entspannt über alle Rollen im Leben drüberlegt. Einfach so. VIP-Karte quasi, darf überall rein. Dich plagen Kopfweh .. egal ob du gerade eine Arie in der Oper singst oder ob du mit drei Kids im Auto im Stau stehst. Kopfweh gehen immer. Dürfen immer. VIP. very important piss off situation.
Niemand mag das, es ist aber nun mal so. Die Evolution hat festgelegt, dass es wichtig ist. Der Körper kriegt die VIP-Karte, weil ohne Körper … naja, logisch. Verstehe ich eh, akzeptiere ich ja auch.
Zur Zeit nervt es nur ein bissi. Man munkelt, dass mein Körper menopausiert. So eindeutig ist die Sache nicht, und dann eben wieder doch. Auf jeden Fall ist mein Körper müde. Egal, welche Rolle ich gerade anhabe, die Arme sind schwer, das Blut pulst dick und zäh durch meinen Kopf, die Augenlider hängen, alles fühlt sich ein wenig gedämpft an. Bei der Ärztin waren wir schon, mein Körper und ich, wir arbeiten also daran, aber bis zum Blutabnahmetermin (den gibt bitteschön der Zyklus vor, falls ihr euch fragt) muss ich halt … laaaangsaaaam uuund schweeeeaa durch mein Leben stacksen.
Die Family findet mich süß, wenn ich müde bin. Die genießen es, wenn die Mama schwächelt. Jene Mama, die sonst vorgibt wo Norden und Süden zu sein haben, die schaut jetzt meist verträumt durch die Gegend und reagiert gerne mal erst auf mehrmaliges Anschubsen. „Süß“ quietschen sie und busseln mich ab und ich? Ich kann nicht schnell genug ausweichen oder schlagfertig anworten.
Aber all das juckt mich nicht.
Sollen sie mich lieb finden, sollen sie mich abbusseln, gibt ja wahrlich Schlimmeres, sollen sie mich angrinsen. Damit komm’ ich klar, da steh’ ich echt drüber.
Was mich allerdings schon ein wenig nervt, ist, dass ich zur Zeit noch schlechter als sonst zum Lesen komme. Es ist nämlich mittlerweile völlig egal wann im Laufe eines Tages ich ein Buch in die Hand nehme, ich schlafe ein. Früher war das „nur“ abends so. Und mit früher meine ich „seit ich Kinder habe“. Davor, bitteschön, habe ich Bücher verschlungen – des Nachts. Das waren noch Zeiten. Die Kids haben mir das Abendlesen weggenommen. Und jetzt nimmt mir die Menopause das Tagsüber-Lesen.
Wär’ ich nicht so müde, tätat ich mich ärgern.
Unnötig zu erwähnen und natürlich genau deswegen erwähnenswert ist, dass die kleine Miss gerade in dem Alter ist, in dem frau scheinbar keinerlei Schlaf bedarf. Sie sitzt also spät abends mit Kopfhörern an ihrem Arbeitstisch und löst Vektor-Probleme während ich mitten in einen Nebel von TräumerleinsWolken durch die Wohnung meandere auf der Suche nach einer Ausrede jetzt dann doch schon zu Bett gehen zu müssen. Ich war nie eine früh-ins-Bett-Geherin und ich bin bis heute Stolz darauf. Es schmerzt demnach, dass ich jetzt um 23.00 Uhr keinen sinnvollen Satz mehr zusammenbekomme, während, ich wiederhole mich, das Kind im Musikhörmodus mathematische Aufgaben löst.
Und wenn ich dann im Bett sitze und das Buch zur Hand nehmen möchte, dann falle ich schon beim zum-Nachtkästchen-hindrehen in eine unglaublich weiche Einschlafposition. Wenn ich dann nach dem Buch greife, sinkt mein Arm ab und ich beginne zu grübeln, ob’s das Ganze noch bringt, ob ich nicht vielleicht … und dann wandern meine Gedanken ab und gleichzeitig hinüber ist Land der Träume.
An guten Tagen kann ich noch meine Brille abnehmen.
Lasst mich lesen!