Revenge Bedtime Procrastination

Nix was mit Revenge (Rache) anfängt, kann was Gutes sein. Davon bin ich überzeugt. Und so fange ich diesen Blogpost gleich mal damit an das Ding, wovon ich heute schreibe, einfach umzubenennen. „Revenge“ ist nämlich der – für mich – falsche Begriff und zeugt nur von einer eingeschränkten Gefühlswelt der Benennerin.

Fangen wir vorne an:
Ich erinnere mich gut an die Jahre der VollzeitmamaZeit in meinem Leben. 24 Stunden Dienst jeden Tag in der Woche. Alle paar Wochen mal, waren die Kids eine Nacht bei den Eltern. Ansonsten: Dienst. Verantwortung. Immer.
Ja, ich hatte auch damals schon einen Mann und ich will seine Rolle nicht kleinreden und auch er war immerzu eingesetzt, aber … anderer Blogpost.

Meine Zeit gehörte meiner Verantwortung. Ich gehörte der Verantwortung. Freiheit? Hm.

Und ich erinnere mich, wie ich völlig aus dem Nichts heraus immer wieder mal völlig frei einfach lange aufgeblieben und nicht schlafen gegangen bin. Nun, bin ich ja an sich eher eine Eule, als irgendsoein Frühaufsteherlein, aber es ist schon eine eigene Sache zwischen zwei vollbelegten Kindertagen bis halb vier aufzubleiben und einfach alle Lieblings-GilmoreGirls-Folgen zu schauen.

Nach ein paar Jahren, in denen ich dieses eigenartigen Verhalten lebte, erkannte ich, dass es mir nach solchen Aktionen grundsätzlich ein Stück besser ging. Es war wie Seelenhygiene. Wie Schokolade. Ich war zwar am nächsten Tag müde, aber das war ich ja mehr oder weniger sowieso ständig. Dann schon lieber happy müde.

Und wie ich jetzt lerne, hat diese Art des Schlafverzögerns einen eigenen Namen: Revenge Bedtime Procrastination.
Nur : Ich habe ich mich nicht gerächt. Mir war bewußt, dass Kinder anstrengend sind. Okay, ich wusste am Tage des positiven Schwangerschaftstest nich das volle Ausmaß oder besser ich konnte es mir nicht vorstellen, aber, dass es keine Schlittenfahrt werden würde, war mir klar.
Kurz: Rache war das nicht. Das war mehr sowas wie Auftauchen aus dem Meer des ImmerImDienstSeins. Ein Luft schnappen. Oder ein Untertauchen. Blickwinkel.

Lange aufzubleiben, wenn alle schon schlafen, das gab mir ein Gefühl der Freiheit. Ein bißchen Raum nur für mich. Freiheitssuchendes Schlafverzögern vielleicht.

Oder: Pflichtentlastendes Schlafverzögern
Oder: SchokoladeGefühlspendendes Wachbleiben
Oder: Seelenferien durch Schlafentzug
Oder: Me-Time Late Night

Irgendwie so. Fände ich besser.
Funktioniert übrigens super!

PS.: Das Bild stammt aus einem alten Blogpost aus dem Jahr 2014. Da war ich voll im Dienst.