Stadt und Land – die Ausländer

Ich glaube es war vorige Woche da habe ich in den „Dimensionen“ in Ö1 gehört von einem Komplexitätsforscher, der sich auf Städte spezialisiert hat. Also zumindest für diesen Bericht.

Gemerkt habe ich mir folgendes: Im Vergleich zum Leben auf dem Land steigt bei einer städtischen Bevölkerung die Kriminalität an und zwar in genau demselben Ausmaß wie die Kreativität!

Das ist darauf zurückzuführen, dass man in der Stadt häufiger genötigt ist sich mit Menschen auseinanderzusetzen, die anders als man selber sind. Das kann schon mal anstrengend werden. Vor allem, wenn man einen vollen Lebensalltag hat. Es führt aber durch diese Auseinandersetzung, so man sich auf diese einläßt, zu einer Erweiterung des eigenen Spektrums.

Hier bei mir mitten in der Stadt spielt sich das so ab:

Ich sehe täglich reichlich Menschen, die meine Sprache (und damit meine ich Wienerisch) nicht sprechen. Sie sprechen englisch, russisch, amerikanisch, italienisch, arabisch, deutsch – in alle seinen Variationen – oder wasweißichnochalles.

Sie kommen in kleinen oder großen Gruppen.

Es können auch zwei junge Männer sein, deren Haut dunkel ist und die schwarze Lederjacken tragen.

Es können Frauen sein, die Kopftuch tragen. (ich habe übrigens gestern eine junge Frau gesehen, die Kopftuch trug und eine John Lennon Sonnenbrille und die – festhalten – ein paar ziemlich lässige Tatoos auf ihren Unterarmen hatte).

Ich sehe dunkelhäutige Väter die im Tragetuch ein Baby tragen und ich sehe dunkelhäutige Männer, deren Frauen ein Stück hinter ihnen gehen.

Ich sehe Menschen mit dunkler Hautfarbe. Helldunkel und ganz dunkel. Schwarze Frauen die bunte afrikanische Kleider tragen (Und mit Verlaub richtig gut aussehen darin!)

Ich sehe Russinnen in High Heels mit Louis Vuitton Einkaufssackerln (mehreren!) und ganz knappen Röcken (Bist du irre, die sehen häufig nicht nur richtig gut aus, die haben auch ein für mich unfassbares Selbstbewusstsein.)

Ich sehe Amerikaner, die ein wenig zu viel sind, mit Rucksack und ganz kurzen Hosen. Ich sehe Japaner mit Sonnenschirm und Mundmaske (Ja, mit Mundmaske .. mehrmals die Woche sehe ich die!) .. oder sind es Koreaner?

Ich sehe Rumänen, die am Gehsteig sitzen und freundlich um ein paar cent betteln. Immer dieselben übrigens. Immer an derselben Stelle. Beinahe das ganze Jahr. Ich glaube, es sind Oma und Opa, die ihre Familie daheim durchfüttern.

Ich sehe junge Menschen, die ihren Trolley hinter sich herschieben, das Handy in der Hand eine Adresse suchend.

Ich sehe junge Mirgrationshintergrund-Männer, die gerade ihre Manneskraft entdecken und die gerade nicht anders wollen als laut und dabei offenbaren wie bruchstückhaft ihre Kenntnisse der deutschen Sprache sind.

Wien hat einen Ausländeranteil, der deutlich höher ist, als der Durchschnitt in Österreich und da sind die ganzen Touristen noch nicht einmal mitgezählt.

Es gibt Bezirke, da ist er besonders hoch .. und natürlich (SEUFZ!) sind das jene Bezirke, in denen der Bildungsstand nicht ganz so hoch ist wie bei uns hier und wo die Mieten niedriger sind.

Es gibt Bezirke mit Serben, mit Deutschen, mit Türken. So hat sich das herangewachsen. Nie alles an einem Fleck in hoher Konzentration.

All die Menschen, die ich da oben aufgezählt habe, kann ich wenn ich 30-40 Minuten draußen unterwegs bin jeden Tag sehen. Völlig problemlos.

Mir persönlich macht das wenig aus. Die Tendenz der immer mehr werdenden Touristen finde ich allerdings diskussionswürdig. Es sind heute deutlich mehr, als es vor 10 Jahren waren. An „guten“ Tagen ist zwischen Gruppe und Gruppe nicht genug Platz um dazwischen durchzugehen.

Das ist …. naja, nimma so angenehm.

Ich will auch gar nicht beschönigen, dass es  Plätze gibt, an denen der Kopftuchanteil deutlich höher ist, als bei mir hier und an denen man wohl spürt, wie anstrengend es ist, dass man sich jeden Moment an jedem Tag damit auseinandersetzen muß, dass da Menschen mit einem zusammenleben, die eben anders denken, sich anders anziehen etc.

Aber – und das ist mir wichtig – das ist absolut nicht in ganz Wien so. Nein, ganz im Gegenteil. Es gibt ein paar Bezirke, da ist es dicht und da brauchen die Menschen von beiden Seiten wohl mehr Unterstützung durch die Stadt. Aber, die Flächen, die Bezirke, die Gegenden, in denen Ausländer kein Thema sind, sind .. ich würde mal sagen, nicht nur in der Überzahl, sie sind in einer vielfachen Überzahl.

Nun ist es aber so, dass der Druck auf die Menschen in den „Problemgegenden“ hoch ist und somit besteht ein Handlungsbedarf. Das sehe ich auch so.

Dass diese Tatsache politische ausgenutzt wird, ist aber unter jeder Sau. Es wird nur allzu bereitwillig  ein falsches Bild von einem unsicheren Wien gezeichnet, von einem von Muslimen und türkisch oder tschetschenischen Gruppen beherrschten Wien. Und das ist ein völliger Unsinn. Das ist Propaganda!

Punkt.

Ja, hier sind viele Ausländer. Richtig viele. Wenn man richtig draußen auf dem Land lebt, braucht man – so meine süße Vorstellung – wahrscheinlich ein Jahr um all die Leute zu sehen, die ich an einem Tag zu Gesicht bekomme.

Fühle ich mich immer wohl, wenn mir ein paar schräge Gestalten entgegenkommen?

Nein. Natürlich nicht.

Das war aber schon so, als ich jung war!

Schrecke ich davor zurück, mich dieser Situation auszusetzen?

ah geh woher.

Ich lebe lange genug um zu wissen, dass nicht immer die gefährlich aussehenden Hunde beißen.

Die Stadt ist eben nicht nur kreativ, sie ist eben auch an manchen Ecken nicht ganz so sicher wie an anderen. Aber die Gefahr geht nicht notwendigerweise von den Ausländern aus, egal welche Sprache sie sprechen. Und mit irgendeiner anderen Weltstadt verglichen … sorry, da ist Wien immer noch ein ziemlich ruhiger, ziemlich verschlafener, „Küss‘ die Hand“-Flecken auf der Landkarte.

Einer der gerne meckert!

Anmerkung am Rande: die bei weitem größte Gruppe von Ausländern (beinahe doppelt soviele wie die auf Platz 2) sind in Österreich übrigens die Deutschen!

An InLinkz Link-up