#stayhome – Level 1 der Eigenartigkeiten

Kaum verlässt frau das Haus juckt es auch schon im Gesicht. Erst auf der Wange, dann in der Nase und zu guter letzt, fällt einem das sorgfältig toupierte Haupthaar in die Augen. „Don’t touch your face“, welch irre Aufgabe. Wer hat sich denn diesen Herkulesschwachsinn einfallen lassen. Da wäre es ja sicherer sich die Hände hinter dem Rücken zusammenzubinden … vermutlich fände man dann Menschen, die sich an der Hausmauer versuchen, die Nasenflügel zu kratzen.

Es macht ja mehr als Sinn, es ist sogar wirklich wichtig sich nicht die Visage zu befingern in Zeiten eines krassierenden Virus, gegen das praktisch niemand irgendeine Form von Immunität aufweist. Eh klar. Pfoten raus aus der Fratze! Nur so kommt der kleine Ball mit diesen komischen roten Fortsätzen nicht von den Fingern auf die Schleimhäute. Ja. Kapiert. Ehrenwort.

Gibt es irgendein Hausmittelchen für die Psyche, die einem da offensichtlich einen Strick durch die gesundheitliche Rechnung macht? Oder warum juckt es einen genau dann, wenn man die eigenen vier Wände verlassen hat geradezu unaufhörlich?

Nun, weiß die Autorin ja eh, dass mensch sich sowieso und eben auch daheim ununterbrochen ins Gesicht greift. Unsere Finger sind nun mal extrem gesichtsaffin. Es hat was Pathologisches, jetzt mehr denn je. Wir sind alle Freaks. Face it.

Und dann noch was.

Kaum ist man draußen, fängt man an zu Husten. Räuspern in Endlosschleife. Man hüstelt sich quasi zum Supermarkt. Begleitet von dem dezenten Wunsch das Geräusch des Hustens zu unterdrücken, weil ja sonst jemand denken könnte, man sei ernsthaft krank, infiziert, Corooooooona!

Krise.

Gleichzeitig umschleicht einen die Sorge, dass man tatsächlich irgendwie dann doch womöglich … Oh mein Gott, ich habe gehustet! In all der Sorge merkt man natürlich nicht, dass man sich gerade das Auge reibt.

Es ist ein Teufelskreis.

Wir sind allesamt Gefangene unserer Psyche. Die sitzt zur Zeit am Sofa und spielt auf ihrer Mensch-Playstation ein Spiel, das sich Supermarkt-Chickenrun nennt. Kernaufgabe ist es, die Spielerfigur zur Verzweiflung zu bringen. Es gibt mehrere Levels im Spiel, eh klar.

Einkaufsliste, dazu der optimierte Weg durch den Supermarkt, während man Abstand zu den anderen einhält. Ein kurzes Jucken in der Nase bringt einen aus der Fassung und man vergisst prompt den Toast. Die Spielfigur steht verdutzt im Gang mit dem Brot und weiß nicht mehr wieso, während an beiden Enden des Ganges weitere Kunden auftauchen.

Nervenkitzel pur.

Kommt man heim, gibt’s natürlich nix Besseres wie eine solide Händewaschrunde, gefolgt von Desinfektionsmittel.

Man fühlt sich halt doch immer so kontaminiert nach dem Shoppen.

Level 1 geschafft.