Thema: Freiheit

Lasst uns doch mal reden über Freiheit. Okay, ein riesiger Begriff, bedeutungsschwer, wuchtig, aber trotzdem scheint es da das Problem zu geben, dass viele von uns nicht wissen was Freiheit ist.

Ich will mich da gar nicht ausnehmen. Ich lebe in Freiheit, habe viel Freiheit und auch viele Freiheiten. Ich bin privilegiert. Es war mehr oder weniger immer so. Deswegen, wenn ich ehrlich bin, kann ich Freiheit nur sehr eingeschränkt wahrnehmen. Es gibt Dinge, die ich für mich als einschränkend empfinde. Die Tatsache, dass ich als Frau .. naja, da geht irgendwie nicht alles. Weder nach oben – wobei mich das nicht interessiert (wenngleich ich wohl zugeben muss, dass mich oben – als Machtzentrum und so – wohl deswegen nicht interessiert, weil die Regeln da oben männlich sind. Ein weibliches Oben wäre womöglich reizvoll. Aber dieser Männer-wer-hat-den-Größten-Gehabe, diese ganze Struktur, die am Ende die Skrupellosen und Gierigen nach oben bringt. Nein, die juckt mich nicht. Wäh. Die verjagt mich.)
Wo war ich? Ja genau, die Freiheiten, die wohl als Frau eingeschränkt sind. Auch die „Freiheit“ (Vorischt Sarkasmus) ein Kind zu bekommen und all die Jahre, die man in Ausbildung und Karriere gesteckt hat, einfach wertlos zu machen, finde ich … milde ausgedrückt, enden wollend begeisterungsfähig. Okay, das ist aber ein anderes Thema. Ich will eigentlich woanders hin.

Wir hatten hier in Österreich vor nicht allzulanger Zeit ENDLICH die Raucherdebatte. Mit dem, wie mir scheint, völlig absurden Argument, dass die Nichtraucher ja die Freiheit hätten ein Raucherlokal einfach zu meiden. Auch hätten Kellner die Freiheit sich einen anderen Job zu suchen, wenn ihnen das Rauchen im Lokal zu gesundheitsgefährdend erscheint.

Das ist ein Punkt, der mal klar und deutlich ausgesprochen gehört: Wenn meine Freiheit jemandem anderen schadet, dann ist das nicht Freiheit, dann ist das Dominanz. Dann ist das Bullying. Dann ist das Scheiße.
Das ist … und jetzt kommt’s … ein Missbrauch am Wort Freiheit. Das deutet darauf hin, dass der, der dieses Argument bringt, sich keine Gedanken um dieses Wort gemacht hat und womöglich einfach nach Bequemlichkeit argumentiert.

Man hat ja durchaus die Freiheit die eigene Lunge mit Teer zu verkleistern. Wir zahlen dir dann sogar gemeinsam den Krankenhausaufenthalt am Ende deines statistisch verkürzten Lebens. Aber höllapropölla du hast Zero Freiheit irgenjemandem Anderen die Lunge zu verkleistern. Null. Grenze.

Ein weiterer Freiheit-Wort-Missbrauch ist diese bescheuerte Ich-will-keine-Maske-tragen Geschichte.
Niemand hat die Freiheit einen anderen Menschen potentiell mit einer Krankheit anzustecken, die ihm seriös gefährlich werden kann. Das ist keine Freiheit, das ist wohl eher sowas wie fahrlässige Körperverletzung.
Okay, du hast die Freiheit jeden erdenklichen Schwachsinn zu glauben. Du darfst an Gott glauben, du darfst glauben, dass dir Pink steht, du darfst auch glauben, dass Covid nicht echt ist. Ja, ich glaube, du hast diese Freiheit.
Du musst, und jetzt kommt wohl der unangenehme Teil für dich, dann aber auch aushalten, dass dich so mancher anschaut, als hättest du neonblinkende Antennen aus deinen Ohren hängen.

Denn die anderen haben die Freiheit Covid als eine Realität zu sehen, gegen die wir nur gemeinsam ankämpfen können. Wir haben halt Pech, dass es Menschen gibt in unserer Gesellschaft, die das nicht erkennen und somit unsere Kampfstrategie gegen das Virus sabottieren. Ja, leider, haben sie das Recht das zu tun. Sie haben diese Freiheit.
Nervt.
Aber wenn man das Konzept von Freiheit anerkennt, dann ist das, glaube ich, so.
Vielleicht kann man es so sehen.
Vielleicht hilft es diese Idioten zu ertragen. In dem Wissen, dass wir in einem Land leben in dem sowas möglich ist. Das ist auch etwas wert. Bei uns hat man die Freiheit deppart zu sein.

Wen das so sehr stört, dass es weh tut, dass es einem den Tag versaut, der darf nachdenken, was den problematischen Prozentsatz in der Bevölkerung kleiner machen könnte. Aber ich sag’s gleich, ich glaube das geht in Richtung Bildung, in Richtung bessere Bezahlung, in Richtung Medienerziehung und Management von sozialen Netzwerken. Alles keine kleinen Bausteine.
Wenn es Oben weiblich organisiert wäre, wäre ich dabei, all diese Dinge anzugehen.  🙂
Bis dahin haben die Komischen die Freiheit zu demonstrieren und sich dafür eine Strafe abzuholen. Und wer unbedingt muss, darf sich darüber ärgern.

Auch eine Freiheit.