12tel Blick Dezember 2021

So häufig wie in diesem Jahr war ich noch nie regelmäßig am Friedhof. Und dabei hatte das gar nichts mit der Pandemie zu tun. Natürlich habe ich ein Grab, das ich besuche, aber der Auslöser so oft den Zentralfriedhof aufzusuchen, war schon eher mein diesjähriger 12tel Blick.

12 Monate Friedhof. Wie war das? Was habe ich gelernt?

Nun. Erstmal ist der Friedhof doch ein gutes Stück weit weg. Hin und retour dauert das ganze also mindestens eine Stunde. Ein Grab zu begrünen, das habe ich weiters gelernt, geht nicht wirklich, wenn man „nur“ einmal im Monat vorbeischaut. Eine heftige Regenwoche und gute Temperaturen reichen und man findet es vor lauter Grün gar nicht mehr.

Als Gärnterin weiß ich das zwar, aber auf so einer knappen Fläche gelten die Regeln der Pflege doch etwas dichter besetzt. Ich bin schon ein wenig überrascht und verstehe jetzt, warum so viele Gräber diese kleinen Gärtnereischildchen aufweisen. (Im übrigen so muss ich zugeben durchaus ein Traumjob von mir. Also zumindest für einige Zeit! Friedhofsgärtnerin stelle ich mir zwar anstrengend aber erstaunlich friedlich vor! Naja, naiver Haushaltsmamagedanke. Wollte ich aber mal gesagt haben!)

Weiters habe ich erkannt, dass ich es gewohnt bin auf Fotos (speziell auf meinem 12tel Blick) Menschen zu haben. Für mich, das weiß ich jetzt, ist der 12tel Blick neben dem fotografischen Aspekt eine soziale Studie. Ich genieße es sehr, das Gefühl, das die Menschen in mir auslösen im Bild wiederzufinden. Wenn ich das dann noch mit einer Lektion in Licht/Blende/ISO verbinden kann, bin ich happy.

Das hat mir diesmal sehr gefehlt. Diese Weite im Bild habe ich als Leere empfunden. Und, ja ich weiß, dass die Bilder nicht wirklich leer sind, es fühlt sich bei mir aber so an. Und wenngleich ich mich ja weiterentwicklen möchte und somit ein weiteres „leeres“ Bild wohl ein Schritt hin in Richtung Fortschritt wäre, so glaube ich doch, dass ich jetzt wieder ein Bild mit Grenzen und Menschen brauche. Sprich Häuser, sprich Leute, die ins Bild latschen.

Ich spür’s.

Aber ich habe keine Ahnung wo ich mich in der Stadt platzieren werde. Wenn ich hier so live darüber  nachdenke, werde ich wohl einfach mit der Kamera in der Hand losgehen und schauen, wo mich die Füße hintragen. Das hat bisher immer noch gut geklappt.

Das letzte Bild des Jahres 2021 ist ein abendliches. Aufgenommen gegen 16.40 Uhr zwischen den Feiertagen. Die Sonne ist schon über eine halbe Stunde zuvor untergegangen. Es war ruhig, kaum jemand war unterwegs. Alle paar Meter leuchteten im Grabesdickicht, in dem keine Laternen stehen, die Kerzen. Es war kalt, aber wunderschön.

2021 war ein eigenartiges Jahr, aber kein schlechtes. Zumindest was den 12tel Blick angeht. Ich hoffe, es hat euch ein wenig gefallen.

Bis bald!

zum12 gtel Blich bei Eva (hihi, ich sollte das nicht ohne Brille einfügen, stell ich gerade fest)

Und hier noch die Übersichts-Collage! LG