Irgendwie dachte ich mir ja, dass, wenn ich im Sommer ein Finsternisbild im Stadtpark machen würde, man den Kursalon wegen des Baumes womöglich kaum sehen könnte, und außerdem müsste ich dann um zehn Uhr nachts raus, weils ja im Sommer recht lang hell ist.
Also bin ich eben im Februar hin. Um ehrlich zu sein, schaffe ich es zur Zeit untertags nicht hin. Mein Alltag ist grad so … voll. Erst habe ich noch mit dem Gedanken gespielt bei Sonnenuntergang dort zu sein, aber dann war es doch schon so finster, dass ich am Ende das Bild ein Stück zu weit links gemacht habe. Ich konnte den Baum rechts im Bild schlicht durch die Kamera nicht mehr sehen. Dafür hab‘ ich allerdings die ISO gut erwischt. Das Bild, das ihr hier seht, ist praktisch unbearbeitet. So gut krieg‘ ich das selten hin.
Durch die Prachtbeleuchtung des Kursalons könnt ihr in Februar Bild erkennen, dass hinter ihm ein weiteres Haus steht, das ihr womöglich im Jänner Bild noch für einen Teil des Kursalons selber gehalten haben könntet. Hier nochmal der Vergleich.
Und weil es dann doch interessant zu wissen ist, gebe ich euch heute ein wenig Info zu Park und Gebäude, das ihr hier in diesem Jahr so viel sehen werdet:
Wien stand für die längste Zeit seines Bestehens innerhalb einer wuchtigen Stadtmauer. „Die Stadt“ war nur durch die Stadttore erreichbar. Rund um die Stadt lag das Glacis, ein Grüngürtel (ohne Bäume) der militärische Zwecke erfüllte, der aber mit der Zeit zum Naherholungs-Spaziergehengürtel wurde.
Auf der anderen Seite des Glacis fand man die „Vorstadt“. Jene Orte, die nahe an der Stadt lagen. Heute sind das die Bezirke innerhalb des Gürtels. Ich lebe also in der damaligen Vorstadt. Irgendwann war die Stadt soweit sicher, dass der Kaiser eben meinte man könne die Mauer schleifen, das Glacis bebauen und die Vorstadt und die Stadt verbinden, sodaß Wien endlich auch eine echte Großstadt werden kann.
Die Wiener fanden das gar nicht so prickelnd.
Das Glacis bebauen? Oida, geht’s dir noch gut?
Was für unseren diesjährigen 12tel-Blick jetzt von Bedeutung ist, ist das der Stadtpark im Glacis liegt und dass er sozusagen der Beschwichtigung der ganzen Ressentiments diente. Ein bissi Grün bleibt euch ja eh .. quasi.
Und um den Erholungscharakter noch zu unterstreichen wurde eben der Kursalon hineingebaut. Ein Ort an dem man klares, gesundes Wasser trinken konnte, während man spazieren ging. (Fragt mich nicht, das war damals offensichtlich hip!)
Den Wienern hat das aber nicht so zugesagt. Wie die Geschichte erzählt wird, war der gute Kursalon nur ein paar Wochen Kurort.
Damals waren gerade Johann Strauß und seine Walzerband die Superstars am Wiener Musikhimmel und so wurde rappzapp der Kursalon … naja mehr oder weniger zur Walzerdisco.
Und wohl auch diesem Grund fidelt sich der Goldene Johann immer noch durch Tag und Nacht im Stadtpark. Stets gut besucht.
Dies ist leider ein sehr unscharfes Bild. Zu weit weg, zu finster. Aber ihr versteht, was ich vermitteln möchte.
Es war wohl damals in Wien ziemlich lässig. Wenn man das Glück hatte auf der richtigen Seite des Geldes zu leben, wohlgemerkt. Das Wien, das heute so viele Menschen beeindruckt, stammt zu einem nicht unwesentlichen Teil aus dieser Zeit. Und der Stadtpark gehört da auch dazu.
Der Vorteil vom Park? Den nutzen und genießen die Leute bis zum heutigen Tag. Die Prachtbauten aus dieser Zeit sind für die meisten nur zum Anschauen da.
hier geht’s zu jeder Menge 12tel Blicke bei Eva
Apropos Prachtbauten: ich arbeite bereits am ersten Beitrag zu meiner Palais-Serie. Und deswegen zeige ich euch heute noch kurz ein Bild, das ich gemacht habe, als ich aus dem Stadtpark rausgegangen bin. Verlässt man nämlich den Stadtpark auf der Ringseiten, dann lugt zwischen dem Mariott und dem Gartenbaukino das Palais Coburg durch. Und das ist tatsächlich ein Palast. Es ist nicht das erste Palais in meiner Serie, aber es wird garantiert auch vorkommmen.
Ach ja, das Coburg stand mehr oder weniger AUF der Stadtmauer .. deswegen ist es so hoch oben. Weiters macht es erkennbar, wo die Stadt damals aufgehört hat… Schon lustig!