4 Dinge, die ich im KH gelernt habe

So ein KH ist ja ein Ameisenbau. Groß wie das AKH ein Riesenameisenbau. Und es gibt jede Menge unterschiedliche Ameisen darin, mit unterschiedlichen Aufgaben. Es gibt Ameisen, die putzen, welche, die Patienten in Betten durch die Gegend schieben, Technikameisen, Arztameisen, Krankenschwesternmeisen, Pflegerameisen, Ameisen, die das Essen bringen. Es nimmt kein Ende. So ein KH ist ein Faszinosum. Es wurlt die ganze Zeit. Mein Klo wurde 4x täglich geputzt, das Abendessen kam um 17 Uhr und Blutdruckmessen gab’s auch im Angebot.

Irre wie das surrt, wie das funktioniert. Beeindruckend. Eine ganz eigene Welt.

Es gibt Nerds auf dieser Welt, von denen ahnt frau ja nichts. So war ich zum Beispiel beim Ultraschall und wenn ich sage Ultraschall, dann meine ich nicht ein bißchen Gel und ein paar graue Bilder. Nein, diese Frau im AKH, die bewegte ihren Ultraschallfinger auf einem Quadratzentimeter beinahe nicht. Sie hielt ihn an meine Schläfe und das war’s. Und in dieser Nichtbewegung, diesem AufdemPunktbleiben, da begrüßte sie alles, was so durch eine menschliche Schläfe geht. Und oh, da tummelt es sich, das könnt ihr mir glauben. Da lebt sichs offensichtlich gedrängt, wenn man Arterie ist. Das weiß ich jetzt. Jene Wahnsinns-Total-Spezialistin begrüßte alle meine Gefäße höchstpersönlich. Mit Namen und allem Piepapo. Sie betrachtete jedes Gefäß horizontal und vertikal. Voll der Profi. Das dauerte. Sie war sehr beschäftigt. Und danach war klar. Eigentlich ist alles in Ordnung. Gehirnversorgungstechnisch.

Weil diese Frau kennt jedes Gefäßchen, wo gibt.

Irre.

Krankenhausessen hat ja allegemeinhin keinen guten Ruf. Trotzdem war ich „offen“/hoffnungsvoll. Ich esse gerne gut, mir war allerdings klar, dass so eine KH-Küche selten Hauben aufzuweisen hat. Was ich dann aber zeitweise unter dem Plastikdeckel vorgesetzt bekam, überraschte meine kreative Vorstellungskraft. Mir war nicht bewußt, dass es möglich ist Essen derart lieblos zuzubereiten. Beziehungsweise ist es durchaus eine respekteinflößende Gabe Lebensmitteln jeden Geschmack derart zu entziehen, daß sie am Ende einfach nach nichts mehr schmecken. Nichts.

Furchtbar. Allbekannt und trotzdem faszinant. Furchtbar faszinant.

Meine zwei Lockdown Kilos sind jetzt auf jeden Fall wieder weg. Vielleicht hat die KH-Küche ja die Aufgabe, die tendenziell übergewichtige Bevölkerung … naja, man wundert sich halt.

Man wird recht menschlich im KH. All das Cool, das fällt von einem ab, wenn man diese überdimensionierten KH-Nachthemden trägt und Schmerzen hat … und nicht recht weiß, was jetzt eigentlich genau los ist. Auch wenn einem die Ärzte die Lage erklären. Das prallt eigenartig an einem ab. Am Ende habe ich gerade mal kapiert, dass es zu meiner Sicherheit ist, dass ich dort bleiben muss. Dass ich einfach an einem Punkt war, an dem ich andere, wildfremde Menschen brauche, die auf mich aufpassen. Pff. Irgendwann sind wir vermutlich alle mal dort. Sich bewußt den anderen zu übergeben, ist aber schon ein schräges Gefühl. Ich kam mir sehr erwachsen vor.

Witziger Nebeneffekt. Den anderen Patienten geht es genauso. Die wandern in Badeschlapfen die Gänge auf und ab und nachdem sie zehn mal an einem vorbeigegangen sind, fällt die Scheu und man beginnt sich zu grüßen und irgendwann plaudert man dann … mit anderen verwirrten, zarten Seelen. Auch wenn sie Tatoos haben und große, starke Männer sind.

Alle gleich.

Schön.