Oida! (eine feministische Wutrede)

Ich gebe zu, dass ich lange gezögert habe darüber zu schreiben. Vermutlich weil es in die Bloggeria nicht so 100pro passt oder weil Frau darüber eben einfach den Mund hält. Aber hier unter uns, zwar öffentlich, aber halt doch im kleinen Rahmen, reiß ich meine Pappn mal auf. Denn, Hölle, ich bin sauer!

Worum geht es?

Ha! Wo anfangen? Es geht im Wesentlichen darum, dass ich es satt habe in einer Gesellschaft zu leben, die von Frauen Dinge verlangt, die nicht erreichbar sind (wie zum Beispiel jung zu bleiben! Sexuell attraktiv und ewig willens), die sich aber gleichzeitig einen Dreck darum kümmert, wie das Leben als Frau tatsächlich aussieht. Dann noch scheinheilig daherredet und wenn Frau mal wagt ihr Leid, ihre Meinung oder derart kundzutun, dann wird sie sehr häufig runtergeredet, kleingemacht, degradiert, entwürdigt.
Oida! Und das reicht mir halt solide.

Chancengleichheit? Welch Fuck. Der Scherz des Jahrhunderts. „Alle“ stimmen zu, aber es passiert so gut wie gar nix. Das was passiert geht eigentlich nicht mal als gute-Willens-Aktion durch. Man hat ja in der Pandemie gesehen, was gesetzlich so möglich ist. Oder damals als Merkel einfach mal so aus der Atomkraft ausgestiegen ist.
Aus der Frauenfeindlichkeit aussteigen ist offensichtlich nicht so einfach, weil – sagen wir es einfach mal laut – sie da nicht rauswollen. Und mit „Sie“ sind wohl „die Männer“ gemeint. Und ja, da darf man generalisieren. Denn die zarte Minderheit an feministischen Männern ist noch lange nicht dabei den toxischen Männern die Leviten zu lesen. Oder hab‘ ich da was übersehen?

Und die Frauen?
Na, die lassen sich gerne mit Victim-Blaming und in Aufspalterei beschäftigen. Weil: „Es gibt ja Frauen, die gerne am Herd stehen und Kinder kriegen! Also was wollt ihr?“ oder „Sie hat halt einen Mini-Rock getragen!“. Und ja, es gibt Frauen, die genau diese Sätze sagen und damit genau das tun, was man tun muß um einen Diktator an der Macht zu halten. Sich untereinander zerfleischen. Es ist so einfach.

Und währendessen sind Frauen bei Autounfallen schwerer verletzt, weil die Dummies mit denen deren Verkehrssicherheit getestet werden männlich gebaut sind. Ihre Hüften anders stehen und ihre Gewichtsverteilung anders ist, was bei 120 km/h halt solide Unterschiede macht. Und das Beste ist: ES IST BIS HEUTE NIEMAND DRAUF GEKOMMEN, DASS DAS EIN THEMA SEIN KÖNNTE? (WTF)
Warum? Na, weil’s ja wurscht ist. Die Frauen sind eh damit beschäftigt in ihrem Leben mit dem gerade anstehenden Tag zu kämpfen. Ob Kinder, Elternpflege, Ausbildung oder Karriere. Der Weg der Frau ist immer ungleich schwieriger, als der des vergleichbaren Mannes. Und nein, ich will jetzt nicht von der einen Frau hören, die es noch oben geschafft hat, die ihre Kinder der Nanny überlässt etc. Fuck off! Armut ist weiblich, Pflege ist weiblich, Kindererziehung ist weiblich. Arbeit, die nicht bezahlt wird (und by the way gar nicht als Arbeit bezeichnet wird) ist weiblich.

Oida!

Autos werden für Männer gebaut, Städte werden für Männer gebaut, Medizin wird für Männer gemacht. Frauenspezifische Medizin wird noch reichlich belächelt. Frauen werden ja eh schon älter als Männer. Also was wollt ihr denn noch?

Und dann kommt der Wechsel, die Perimenopause. Und während Frau mit Teenagern kämpft, die Eltern pflegt und zuschaut, wie der Kollege im Job die Leiter raufklettert, darf sie Schmerzen haben, weil ihre Gelenke aufgrund des Östrogenabfalls wehtun. Sie darf einen Tinnitus entwickeln, 10 Jahre nicht mehr durchschlafen, zunehmen, unter Verstopfung leiden, faltiger werden, Stimmungsschwankungen ausgesetzt sein und zum Drüberstreuen womöglich eine Depression ergattern.
Wenn sie Glück hat, weiß der eigene Mann, dass sie Schwitzen wird. Denn Rest wird er schweigend ertragen. Wenn sie „Pech“ hat, lässt sie sich scheiden und rutscht in den meisten Fällen eine finanzelle Stufe hinunter. Die Ärzte teilen ihr mit, dass das halt so ist, dass sie sich damit abfinden soll und dass sie sich sowieso einen Teil davon nur einbildet. Sie braucht halt weniger Streß! HA!

Begibt sie sich in Gesellschaft, wird all das von ihr und allen anderen einfach negiert. Das System der Unterdrückung könnte besser nicht funktionieren.

Apropos Streß. 50:50 im Haushalt fühlt sich für eine Frau an, als würde sie gar nichts tun. Ich habe das in den letzten Jahren mal selber getestet. Wenn mein Mann 50% der anstehenden Hausarbeit SELBSTSTÄNDIG macht, fühle ich mich, als hätte ich nichts zu tun. Ich muss mir dann aufschreiben, was ich alles getan habe um mir selber zu versichern, dass ich eh nicht nur faul herumgesessen bin.

So.

Und jetzt kommt der wirklich schmerzhafte Teil.

Was, wenn Frau eine Tochter hat? Was wenn alle nach „dem starken Mann“ in der Politik schreien?(Anmerkung: wann hat der übrigens jemals Wohlstand, Frieden und Eierkuchen gebracht? Lest doch mal die Geschichtsbücher!)

Oida!
Ich habe echt das Gefühl, wir sind nicht wütend genug um diesen ganzen Scheiß aufzubrechen! Ich für meinen Teil labere alle voll damit und bin in Phasen ein echter Quälgeist. Ich kann es an ihren Gesichtern sehen.
Aber neulich, wir hatten Gäste, da hat um eins in der Nacht beim Plauschen, die Gästin dann erzählt von ihren Wechseljahren, von ihren 10 Jahren ohne Schlaf, von Schmerzen, vom Tinnitus und von dem unfassbaren Alleingelassensein damit. Sie hatte Tränen in den Augen.

Haltet mich!

Anmerkung: Ich könnte noch Seiten darüber schreiben, aber das verkraftet mein Blutdruck nicht.

Ach und: Ich erwähne nur nebenbei, dass wir zuschauen wie die Männer gerade die USA zerstören. Und ja: es sind Männer!

Schlußanmerkung: Nur um die Lage mal krass ein bissi zu überzeichnen. Feminismus und der Kampf gegen die Unterdrückung der Frau ist dann unnötig, wenn im Parlament seit 100 Jahren nur Frauen das Volk vertreten. Und alle das total okay finden. Niemand mehr darüber reden muss. etc.
Just sayin‘

18