Aus dem Leben einer Mutter – Mein Mittel gegen Pubertiere

Es ist ja süß und ich habe mich immer gewundert, wenn Leute sagen, dass ihr 9,10, 11 – jähriger Nachwuchs schon zu pubertieren anfängt.

Dabei fängt man zu pubertieren nicht sachte an. Nein, die Pubertät, die alle so fürchten, fängt in dem Moment an, sozial auffällig zu werden, an dem im Hirn aufgrund einiger wesentlichen Umbauarbeiten ein paar Kabel durchtrennt werden.

ZACK

Ende der Kindheit.

Baustelle.

Das Hirn sucht dann Umwege durch befahrbare Bereiche, die noch nicht zur Hirnbaustelle wurden und so ergeben sich dann eben ein paar nennen wir es ungewöhnliche Lösungsansätze für das Leben im familiären Alltag.

Aber grundsätzlich ist das Trotzen, Streiten und Frechsein eines Kindes, das zweifelsfrei kurz vor dem Startschuß zum Ende der Kindheit steht, nicht zu vergleichen mit den völlig inkompatiblen Verhalten eines Voll-Pubertiers.

Woran erkenne ich denn nun so ein Voll-Pubertier?

Nun tja, lasst es mich genussvoll ausdrücken.

Das ist wie mit den Wehen. Das merkst du. Das ist eindeutig. Ein echtes Pubertier kann man nicht wegatmen oder ausblenden. Ein Voll-Pubertier ist vollumfänglich unwillens, fordernd und jederzeit zum Kampf bereit.

Es verachtet, geringschätzt und frecht sich durch den Alltag wie ein Panzer durch einen jahrhundertealten englischen Rosengarten. Es knackst ganz viel und Dornen sind machtlos.

Ein echtes Pubertier ist rücksichtslos, dass es einem neidig werden kann. Es schnauzt verletzende Halbsätze (ganze wären zuviel Aufwand) in den Äther und wenn es damit fertig ist, will es eine Portion vom Lieblingsessen. Aber groß, weil Hunger.

Kein Bitte.

Und dann, wenn alles okay ist, kann ein Pubertier plötzlich total liebevoll, lustig und verständig sein. Ganz offensichtlich probiert das Hirn dann eine andere Route im Baustellenwirrwarr aus. Es hat was Faszinantes, wenn es nicht so anstrengend wäre.

Nun, ich habe einen Rat für euch.

Nehmt es mit Humor! Es geht nicht um euch. Ihr seid nur das primäre Ziel. Ihr kriegt die volle Ladung ab. Das ist euer Job. Sorry. Ihr habt das womöglich bei euren Eltern auch gemacht.

Und wenn nicht.

Tja, Chance verpasst.

Humor hilft gewaltig.

Durchaus auch direkt ins Gesicht des Pubertiers. Die Reaktion ist meist pure Verblüffung, die manchmal in eine spontane Verblaffung der Eltern resultiert. Aber gar nicht mal so oft. Humor findet offensichtlich einen Zugang ins Baustellenhirn. Für Humor gelten eigene Regeln. Selbst im Puberhirn.

Zudem erleichtert er den Wehenschmerz auf der Elternseite. Es ist eine Art intellektuelle Rache. Ein Schachzug von hinten quasi. Im Humor ist man nicht wirklich angreifbar. Wer auf einen guten Witz mit Anschnauzen reagiert, ist der Looser.

Das weiß auch ein Pubertier.

Nun humort nicht jeder aus der Hüfte, schon gar nicht, wenn das Pubertier wieder mal eine spontanRespektlosigkeit abgerülpst hat. Ich weiß.

Üben. Nicht aufgeben.

Und wenn ihr nur grinsend und über den eigenen Witz lachend den Raum verlasst, während hinter euch der jugendliche Vulkan ausbricht.

Das tut er ja womöglich sowieso.