Eine kernige Kurzgeschichte

Als wortverspielte Österreicherin mit politikinteressiertem Gehör, möchte ich an dieser Stelle einmal raunzen. In Österreich spielt sich nämlich ein wörtliches Drama ab, wenn es um den Missbrauch zweier Wörter geht, die zufällig beide mit K beginnen und nicht lang sind.
Und wer sich jetzt wundert warum ich nicht „kurz“ geschrieben habe, den führe ich jetzt heran, an das Leben mit Wortgehör in Österreich.

Es begann mit dem Wörtchen „Kern“. Man mag ja meinen, das sei ein selten gebrauchtes Wort, ein nicht wichtiges gar.
Jeder von uns kennt das, wenn sich der Blick im Alltag auf der Straße plötzlich auf etwas fixiert. Dann sieht man plötzlich überall Schwangere, oder blitzgrüne Autos und das, obwohl sich statistisch nichts verändert hat. Alles beim Alten ist. Genauso erging es mir mit dem Wort „Kern“, denn – nur zur Info – das war der Nachname unseres vorletzten, äh, vorvorletzten Bundeskanzlers (zählt man den Kurzen jetzt als einmal oder zweimal??) Sein Name: Christian Kern. Ihr erinnert euch; der schöne Christian im noch slimmeren fit – Anzug als der letzte und vorletzte Kanzler es gemeinsam jemals getragen haben.  Der Superslimme war vorher bei der ÖBB. Christian KERN. Sein Name war natürlich überall. In den Nachrichten, in den Zeitungen, im Internet. So wie bei Angela in Deutschland. Nur mit dem Unterschied, dass die halt Merkel heißt. Und mit Merkel gibt’s nicht viel.
Mit Kern schon eher.
Kernig, zum Kern der Sache kommen, kernlos, kernig, Kernöl, Zellkern und wasweißichnochalles.
Ist man mal auf das Wort sensibilisiert, dann sind die Schwangeren überall.
Es sind bitteschön politisch angehauchte Schwangere im Slimfit Anzug .. ihr wisst schon. Das Wort wird quasi entführt.

Wie die Geschichte jetzt zeigt, wurde Kern von Kurz abgesägt. Absichtlich. Mit Plan und eiskalt auch noch. Und damit wechselte der Kern zum Kurzen.

Und, Oh mein Gott, „kurz“ ist so ein arges Wort. Man sagt ständig etwas Kurzes. Das reicht von „kurz anbraten“ über „kurzärmelig“ bis hin zu „Kurzfilm“. Und jedes mal zieht es einem irgendwo tief drin ein ganz klein bissi was zusammen. Grad genug, dass man’s merkt.

Irre.
Man kann sagen was man will über den aktuellen vermutlichen Interimskanzler. Schallenberg ist wortmäßig auf jeden Fall eine Erholung.
Ganz eindeutig.