Fahrrad ist nicht gleich Fahrrad

Ich habe zur Zeit eine höchst – für mich – eigenartige Entscheidung zu fällen. Ich bekomme nämlich zu meinem Geburtstag (demnächst werde ich 50!) ein Fahrrad geschenkt.

In Wien haben nur knapp die Hälfte aller Haushalte ein Auto. Sehr viele fahren mit den Öffis und in den letzten Jahren immer mehr mit dem Rad. Ich kann dem auch viel abgewinnen. Ich bin auch im Besitz eines Fahrrads. Was mich aber nicht abgehalten hat bei Spaziergängen immer wieder zu seufzen, wenn wir an einer ganz bestimmten Auslage vorbeigingen in der, wie ich eben meine, sehr schöne Fahrräder stehen.
Wohlgemerkt. Ein Auto ist ein Auto. Ein Rad ein Rad. Das sind Nutzgeräte für mich. Ein Auto braucht keine Schönheit sein. Okay, ich gebe zu, es gibt Autos, die sind tatsächlich häßlich, aber ganz generell ist mir das Äußere eines Autos und eben auch eine Rads egal. Wurscht.
Um so mehr ist das regelmäßige Seufzen meinem Mann aufgefallen. (Mir auch. Aber ich habe mir halt nicht viel gedacht dabei.)

Und so kommt es, dass ich neulich auf eine erste Runde testradeln war. Mein ursprünglicher Gedanke war dabei wohl, dass ich mir die Farbe und den Sattel aussuche.  That’s it. Was kann schon schwer an einer Fahrrad-Auswahl-Entscheidung sein? …

Wie ich aber lernen durfte, geht die ganze Sache sehr viel weiter. Und ich war nach der ersten Stunde, testen hier, radeln da, völlig ahnungslos. Um nicht zu sagen noch ahnungsloser als vorher.
Denn Fahrrad, so habe ich gelernt, ist eben nicht gleich Fahrrad.
Ja genau
50 muss frau werden um das zu lernen.

Also.
Mein „altes“ Fahrrad ist ein Sportrad und ich mag es eigentlich sehr. Wenn ich länger unterwegs sind, dann tun mir dann aber die Hände weh. Vom Druck drauf. Es hat eine Million Gänge und ist, weil cool, schwarz.
Das Teil, das mich zum Seufzen bringt, ist rot, oder hellblau und jene Form Holland-Fahrrad mit Körbchen vorne drauf und äußerst aufrechter Grundhaltung.

Klar?
Das eine ist ein Sportauto, das andere das Familien-Einkaufsteil. Das eine ist lässiges Understatement, das andere sagt „Ich radle mal eben fünf Handtücher kaufen!“.
Die zwei Räder sind völlig unterschiedlich.

Zudem radelt es sich drauf auch ganz anders. Mit dem Sportrad komme ich überall hin. Eigentlich egal wie weit. Die vielen Gänge und die liegende Haltung ermöglichen das. Ja, okay, die Hände stöhnen irgendwann, aber Wien, das sei hier kurz erwähnt ist hügelig und so ein Hollandrad ist für bergauf von der Kraftumsetzung nicht gemacht. Was soviel bedeutet wie, dass längere Fahrten (in dem Fall halt, Wege zu Geschäften, die einfach ein bissi weiter weg sind) dann durchaus unangenehm werden können.
Das habe ich in der Stunde testen schon spüren können.

Aber, auf mein cooles Sportteil krieg ich maximal ein paar Kleinigkeiten. Und wenn ich dann auch noch, was durchaus vorkommt, ein Kleid trage, macht das die Sache auch nicht einfacher. Seufz.

Und da kommt dann eben auch noch das „e“ ins Spiel. Ich habe wirklich nicht geglaubt, dass das ein Thema sein würde, aber ein e-Bike ist durchaus auch auf der Liste der Möglichkeiten. Einfach weil es ohne das Potential zum „Na, dann fahr’ ich vielleicht doch eher nicht“, birgt.

Womit ich jetzt bereits seit gut einer Woche völliger verdattert vor dieser Fahrrad-Entscheidung stehe.
Große Augen, großes Staunen, keinen Schimmer was tun …

Diese Woche werde ich noch mal testen gehen. Vielleicht ist es beim zweiten mal ja dann etwas klarer.
Tja.

Radelt ihr?