Preis und Wert – Eine Nachdenkanregung: This is not okay

Diese Preis und Wert Geschichte aus dem Katalog, die geht mir echt nicht recht aus dem Kopf. Was ist ein Shirt eigentlich wert?

Das Material?
Die Zeit, die drin steckt?
Die Idee des Designs?
Was noch?

Zum einen ist da das Bekleidungsstück, also die Aufgabe dessen. Ein Shirt zieht einen an. Der Körper ist geschützt und dann – heutzutage viel wichtiger –  zeigt ein Shirt den anderen, wie ich gerne gesehen/wahrgenommen werden möchte. Ein Statement!

Was ist das wert?

Nun, die Antwort auf diese Frage kann jeder eigentlich nur persönlich geben. Denn manchen Menschen ist Mode tatsächlich unwichtig, anderen wiederum das A und O im Leben. Wie ist das mit euch? Wie wichtig ist Bekleidung? Welche Rolle hat die Funktionalität für euch? Welche der modische Aspekt? Wie unbequem darf ein Kleidungsstück sein, sodass ihr es noch anzieht, weil es so gut gefällt? (das lässt tief blicken 😉

Wie ich es auch drehe und wende, wohin ich auch schaue: alles wird gemessen am billigsten Teil, das man überhaupt irgendwo kriegen kann. Die Schnäppchen-Kultur hat unsere Sicht auf den Preis von Kleidung völlig im Griff!
Ein Shirt, egal wie aufwendig, egal wie einzig (im Sinne von das gibt es nur einmal auf diesem Planeten) wird gemessen an einem weißen, simplen T-Shirt, das in Masse (millionenfach) und unter Ausbeutung produziert wird.

Soll heißen, hier werden Äpfel mit Birnen verglichen! Ein Shirt, wie dieses hier, das ich für meine Tochter genäht habe und das ich hier als Beispiel benutzen möchte, erntet gelangweilte Blicke, vorwurfsvoll gar, nach dem Motto ich würde mich krass selbst überschätzen, wenn ich dafür verlangen würde, was an Arbeit tatsächlich drin steckt.

Um diese Diskrepanz zwischen dem was die Leute erwarten/glauben und dem was tatsächlich drin steckt mal sichtbar zu machen, habe ich dieses Shirt für euch „auseinanderklaviert“. Und die Kosten der Herstellung (ohne jeglichen Gewinn wohlgemerkt) zusammengestellt.

In diesem Shirt meiner Tochter stecken

  • 2 verschiedene Stoffe à 60cm, dazu ein Bündchenstoff. (ca. 30 €)
  • Eine Stickdatei aus einem Set (Setpreis: 13 €)
  • eine selbstentworfene Plotterdatei (Schriftzug) (nur Zeit, keine Extrakosten)
  • 3 Folien (zum Übertragen des Sujets auf das Shirt und eine Bügelfolie für das mamimade) (ca. 2 €)
  • 2 Stoffmalfarben (je 2,60 €)

Benötigt habe ich folgende Geräte:

  • Nähmaschine
  • Overlock
  • Stickmaschine
  • Plotter
  • Bügeleisen
  • Computer mit passender Software

4 Stunden

Unweigerlich damit verbunden damit ist mein Preis. Meine Arbeitsstunde. Die Wirtschaftskammer empfiehlt 10 € zu verlangen. Für das Nähen. Ich nähe aber nicht nur. Würde ich nur nähen, wäre da kein Pony und keine Schrift in den von mir gewählten Farben drauf etc.

Aber lassen wir das mal beiseite:
Selbst wenn ich von diesem Preis ausgehen würde, käme die Arbeitszeit auf 40 € für dieses Shirt.
All das steckt in diesem Shirt!

Jede Näherin weiß das.

Aber all die anderen leider nicht.

Und um das zu ändern, schreibe ich neuerdings unter jedes genähte Werk von mir die Zeit und den Aufwand dazu. (Ein paar Leute werde ich damit schon erreichen!)
In der Profi Branche geht es ja bekanntlich nur um den Gewinn. Sprich: die Fixkosten (und von denen habe ich in diesem Post bisher geschrieben) sind nur die Basis des Preises. Auf die Fixkosten wird dann noch die Gewinnspanne draufgelegt.

Und je nach Berechnungsmodell beträgt die zwischen 50-70% des Endpreises.
Das würde für dieses Shirt bedeuten, dass auf die Produktionskosten von ca. 70 € noch mal 70 – 90 € reiner Gewinn draufgeschlagen würden. Wäre ich eine Nobelmarke, dann wohl noch beachtlich mehr. Und da reden wir noch nichtmal davon, dass das Shirt ein Einzelstück ist.
Klar?

Liebe nähenden Mamas!

Auch wenn das hier eine Daumen-mal-pi-Rechnung ist, so ist die Aussage und die Richtung auf die ich hinauswill doch erkennbar!

Hört auf euch unter eurem Wert zu verkaufen!

Was ich da auf euern Blogs sehe ist zu einem beachtlichen Teil stilvolle, hochwertige Kleidung. Zugeschneidert auf eure Kinder, euch oder euren Mann. Einzelstücke! Auch wenn ihr nicht verkauft, seid euch doch innerlich bewußt wie wertvoll das ist, was ihr da tut und schafft. Da ist viel zu viel falsche Bescheidenheit zu finden.

Laßt euch nicht von gerümpften Nasen, die keinen Schimmer haben, den Preis oder gar den Wert verderben!

Meines Erachtens sind wir näher an Louis Vuitton als an H&M mit dem was wir da tun. Tragt diese Erkenntnis mit Stolz, mit Kraft und in dem Bewusstsein, dass ihr etwas schafft, dass es so nicht nochmal gibt!

Meine Tochter trägt mamimade!

Wie ist das bei euch?

Wir kenne von allem den Preis und von nichts mehr den Wert!

http://mami-made.blogspot.co.at/p/this-is-not-okay.html

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