Das Überraschungs-chillen

Ich habe ja neulich mal gewehklagt, dass es dicht ist im Leben, dass ich zwar ruhig atme, aber mir trotzdem das Ich-tätat-halt-gern im Nacken sitzt. Und ich weiß, es ist bei vielen von euch genauso. Und genau deswegen erzähle ich heute von meinem mantramäßig entspannenden Näherlebnis des letzten Wochenendes.
Einfach so.

Kurz nachdem ich den letzten Post abgejammert hatte, habe ich mich dazu entschlossen, mich nicht ganz so theatralisch zu nehmen und mir einfach zu sagen: „Dann mach‘ halt!“ Schließlich habe ich ja keine kleinen Kinder mehr daheim, schließlich bin ich nicht krank, was soll’s also.

Machen oder nicht machen? Eigentlich keine Frage.

Habe ich viel Streß bremse ich mich für gewöhnlich nämlich selber aus. All der Kram, von dem ich mir EINREDE er sei wichtig, geht dann vor. Zurückstecken muss ich und ich alleine. Ich höre auf mich zu bewegen (das bissi Sport, dass ich mache, bräuchte ich aber schon wirklich), ich höre auf meinen Hobbies in der Art nachzugehen, die mir gut tun würde und so weiter und so weniger für mich. Und ja: ich weiß das ist nicht gut und ja, ich weiß ich kann das besser.

Trotzdem muss ich diese Mauer der falschen Doktrine erst mal durchbrechen. Zum Glück für mich, habe ich darin mittlerweile doch schon etwas Übung. Hab‘ ich die Lage erstmal erkannt, wird meine innere Mauer niedergerissen. Und zwar ziemlich pronto.
Und genau das ist letztes Wochenende passiert. Ich wollte nähen, weil ich es jemandem versprochen hatte. Ich wollte nähen, weil ich weiß, dass ich eigentlich gerne nähe und es mir gut tut. Ergo …

… habe ich genäht.
Genauer gesagt: ich habe mir die Arbeiten gemütlich eingeteilt. Einmal gemütlich Zuschneiden, einmal endeln und ein paar kleine Nähte dazu und dann der etwas größere Task des Klettverschlüsse anbringen.

3 Tasks auf 3 Abende verteilt. Gekocht wurde für mich. Ich habe mir die Kopfhörer aufgesetzt, Podcasts gehört und dabei zugeschnitten oder bei YouTubeCNN die Ovi lockern lassen. Und ich verrate euch so viel: es war ein Traum!
All die Jahre des Nähens machen mir Dinge wie Sesselbezüge zu einem Alltagsprojekt ohne gröbere Herausforderung. Solche Werken sind demnach konzentrierte Erholung. (Fehler will man ja trotzdem keine machen.)
Sprich: Es ist einfach nett. Und am Ende hat man was in der Hand und die Freundin neue Sesselbezüge.

Gibt wirklich Schlimmeres!

Was ich damit sagen will? Eh klar, oder?
Wer die innere Mauer niederreißt, kommt entspannter heraus und macht womöglich auch noch Andere dabei glücklich.
Ich kann verraten, dass nichts von dem, was ich vorübergehend habe liegen lassen in irgendeiner Form explodiert ist.

Anmerkung:
Natürlich hat mich meine Nähmaschine ein paar kleinen Extrarunden drehen lassen, indem sie mit der Unterfadenspule einen Möchtegern-Bürgerkrieg angezettelt hat. Aber, was soll ich sagen: ich kenne die Beiden halt schon zu lange. Ich habe quasi „drübergenäht“.

(Teenager hören störende Elterngeräusche auch durch geschlossene Türen und beschweren sich ausgesprochen nervenaufreibend. Insofern nähe ich manchmal bekopfhörert. Nähmaschinengeräusche hingegen werden akzeptiert – hörthört!)

ähnliche Posts: